Gummi cerasarum
Heute widmen wir uns einem alten und fast vergessenen Heilmittel, dem „Blut“ des Kirschbaums, auch Katzengold genannt.
Kirschgummi ist ein faszinierendes Naturprodukt, das du vielleicht schon einmal an einem Kirschbaum entdeckt hast. Diese bernsteinfarbenen Tropfen entstehen an der Rinde, wenn der Baum verletzt wird – beispielsweise durch kleine Risse oder Schnitte – und dienen dem Baum als Schutz vor Infektionen. Doch Kirschgummi hat weit mehr zu bieten, als nur den Baum zu heilen: Es findet seit Jahrhunderten Anwendung in der Naturheilkunde und der Kosmetik.
Wo kommt Kirschgummi vor?
Kirschgummi stammt von Kirschbäumen, sowohl von Süß- als auch von Sauerkirschen. Es wird vor allem an älteren Bäumen abgesondert, vor allem in gemäßigten Klimazonen wie Europa oder Nordamerika. Wenn Du einen Kirschbaum in Deiner Nähe hast, könntest Du das Harz an Stellen entdecken, wo der Baum verletzt wurde.
Verwendung und Eigenschaften von Kirschgummi
Kirschgummi ist in der Naturheilkunde und Kosmetik ein beliebter Rohstoff. In der Naturheilkunde wird es vor allem wegen seiner beruhigenden, schleimhautschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften geschätzt. Besonders bei Magen-Darm-Beschwerden, Reizungen der Schleimhäute und zur allgemeinen Beruhigung des Verdauungstraktes wird es traditionell eingesetzt. Es soll helfen, die Schleimhäute zu schützen und beruhigen, indem es einen leichten Film bildet.
Findet man ganz besonders sauberes „Harz“ (es ist eigentlich kein Harz, denn das haben nur Nadelbäume), kann man es bei Halsschmerzen und Husten einfach lutschen.
In der Regel hat man aber Rinde und andere Verunreinigungen am Kirschgummi. Dann empfiehlt es sich, ein Stück in einen Teebeutel zu geben und in den Tee zu geben, bis es sich aufgelöst hat. Dann bleibt der Schmutz im Beutel und kann einfach entnommen werden.
In der Naturkosmetik wird Kirschgummi wegen seiner feuchtigkeitsspendenden und glättenden Wirkung eingesetzt. Es kann die Haut beruhigen und dabei helfen, Feuchtigkeit zu speichern, was es ideal für Cremes und Masken macht. Besonders bei trockener oder irritierter Haut sind Produkte mit Kirschgummi eine sanfte Pflegealternative.
Inhaltsstoffe und Wirkungsweise
Kirschgummi besteht hauptsächlich aus Polysacchariden wie Arabinogalaktan, die wasserlöslich sind und eine leicht klebrige Konsistenz haben. Diese Polysaccharide sind dafür verantwortlich, dass das Harz Feuchtigkeit binden kann. Das macht es ideal für den Einsatz in Feuchtigkeitspflegeprodukten. In der Heilkunde hilft diese Zusammensetzung, Schutzschichten auf gereizten Schleimhäuten zu bilden.
Seine entzündungshemmenden Eigenschaften machen Kirschgummi auch zu einem beliebten Mittel bei Hautreizungen. Es beruhigt und hilft der Haut, sich zu regenerieren. Auch in Lebensmitteln und pharmazeutischen Produkten wird Kirschgummi als Verdickungsmittel oder Stabilisator eingesetzt, da es geschmacksneutral und gut haltbar ist.
Verarbeitung und Anwendung von Kirschgummi
Wenn Du Kirschgummi selbst sammeln möchtest, ist etwas Geduld gefragt. Achte darauf, das Harz von gesunden Bäumen zu sammeln, die nicht zu stark verletzt wurden. Warte, bis das Gummi ausgehärtet ist, bevor Du es vorsichtig von der Rinde abkratzt. Verwende dabei saubere Werkzeuge, um Verunreinigungen zu vermeiden.
Nach dem Sammeln kannst Du das Kirschgummi reinigen, indem Du es kurz in klarem Wasser einweichst und eventuell von kleineren Rindenstücken befreist. Anschließend lässt Du es gut trocknen, am besten an einem trockenen, kühlen Ort. So bleibt es über Monate oder sogar Jahre haltbar.
Um es zu reinigen und für lange Zeit aufzuheben, empfiehlt es sich, es in mindestens 38 %igem Alkohol zu „lagern“. Ein Teil löst sich dabei im Alkohol. Ist dieser gesättigt, halten sich die weiteren Stücke wunderbar darin. Verwendung finden dann bei Bedarf die Stücke oder auch der mit dem Kirschgummi gesättigte Alkohol in Tropfenform oder als Halsspray.
In der Naturkosmetik kannst du Kirschgummi als Zutat in Cremes oder Masken einarbeiten, indem Du es in Alkohol oder Hydrolat auflöst und zu einer geschmeidigen Paste verarbeitest. Auch in der Küche lässt es sich als Verdickungsmittel nutzen, ähnlich wie arabisches Gummi.
Historische Anwendung von Kirschgummi
Schon im Mittelalter wurde Kirschgummi vielseitig eingesetzt. Es war ein beliebter natürlicher Klebstoff und wurde auch in der Schriftkunst verwendet, um Tinten zu stabilisieren. In der Malerei diente es als Verdickungsmittel für Farben. In der Volksmedizin wurde es häufig in pflanzlichen Präparaten genutzt, vor allem bei Verdauungsbeschwerden und zur Pflege von Hautwunden.
Ein paar Stücke in Wein gelöst soll angeblich auch gegen Blasensteine helfen, wobei es uns hier an eigenen Erfahrungen mangelt.
Auch als Bestandteil von Räuchermischungen fand und findet das Blut der Kirsche Verwendung.
Sammeln von Kirschgummi – Worauf solltest du achten?
Beim Sammeln von Kirschgummi solltest Du darauf achten, den Baum nicht unnötig zu verletzen. Sammle nur kleine Mengen von gut getrocknetem Gummi und verwende saubere Werkzeuge, um das Gummi zu lösen. Der Baum sollte nicht frisch verletzt sein, sondern das Gummi sollte schon leicht ausgehärtet sein, um die beste Qualität zu erzielen. Wichtig ist auch, das Harz trocken und dunkel zu lagern, damit es lange haltbar bleibt und nicht schimmelt.
Risiken und Nebenwirkungen
In der Regel ist Kirschgummi gut verträglich, doch wie bei jedem Naturprodukt solltest Du auf mögliche allergische Reaktionen achten. Besonders Menschen, die empfindlich auf Harze oder bestimmte Baumarten reagieren, sollten vorsichtig sein. Auch Verunreinigungen beim Sammeln könnten zu unerwünschten Reaktionen führen, daher ist es wichtig, sauberes und qualitativ hochwertiges Gummi zu verwenden.
Kirschgummi ist ein vielseitiges Naturprodukt, das sowohl in der Naturheilkunde als auch in der Kosmetik seinen festen Platz hat. Es spendet Feuchtigkeit, beruhigt und schützt – sowohl von innen als auch von außen. Wenn Du es selbst sammeln möchtest, brauchst Du etwas Geduld und solltest den Baum respektvoll behandeln. Durch seine lange Haltbarkeit und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten ist Kirschgummi ein wahrer Schatz der Natur, der schon seit Jahrhunderten genutzt wird.
Inhaltsstoffe:
- Polysaccharide (hauptsächlich Arabinogalaktan)
- Galaktose
- Arabinose
- Glucuronsäure
- Rhamnose
- Mannose
- Proteine in geringen Mengen
Heilwirkungen:
- desinfizierend
- antiviral
- schleimlösend
- hustenstillend
- beruhigend auf Schleimhäute
- entzündungshemmend
- feuchtigkeitsspendend
- schleimhautschützend
- wundheilungsfördernd
- hautberuhigend
- reizlindernd
Eigenschaften:
- wasserlöslich
- klebrig
- feuchtigkeitsbindend
- filmbildend
- geschmacksneutral
- langlebig (bei richtiger Lagerung)
Anwendungsgebiete:
- Naturheilkunde
- Naturkosmetik
- Lebensmittelindustrie (als Verdickungsmittel)
- Pharmazeutische Produkte
- Wundheilung
- Feuchtigkeitspflege
- Stabilisierung von Tinten (historisch)
- Verdickungsmittel in Farben (historisch)
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Anne
16. Juni 2023Hallo.. sehr gute Infos .. vielen Dank !
Kirschharz … sie schreiben Harz von der Sauerkrsche.
Kann man auch das Harz von der Süsskirsche verwenden ( Hautcreme )
Sonja M. Bart
16. Juni 2023Vielen lieben Dank. In erster Linie wird das Kirschgummi von der Sauerkirsche verwendet. Wenn Du aber nur welches von der Süßkirsche bekommen kannst, kannst Du es auch damit versuchen. In einer Creme würden wir es allerdings eher nicht verwenden. Hier könnte es Probleme mit der Konservierbarkeit geben.