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Wie eine unscheinbare Wurzel Schleimhäute beruhigt, Entzündungen zähmt und Dein Kräuterwissen erweitert
Wenn Du das Wort Süßholz hörst, denkst Du vielleicht sofort an Lakritz, an Kindheitserinnerungen oder an diesen ganz eigenen, warmen Duft, der gleichzeitig erdig und süß ist. Wir auch. Aber je tiefer wir in die Welt der Süßholzwurzel eintauchen, desto klarer wird, dass dieses Kraut viel mehr kann als nur Naschkatzen glücklich machen. Die Wurzel des Glycyrrhiza glabra ist eine der ältesten bekannten Arzneipflanzen der Welt, ihre Wirkstoffe gehören zu den bestuntersuchten der Phytotherapie und gleichzeitig halten sie immer noch ein paar verblüffende Überraschungen bereit.
In diesem Artikel nehmen wir Dich mit auf eine Reise durch Geschichte, Forschung, Geschmack und Praxis. Wir schauen uns an, wie die Süßholzwurzel wirkt, was moderne Studien dazu sagen, wie Du sie sicher anwendest und warum sie nicht in Deine Hausapotheke fehlen sollte.
Die Magie der Wurzel – und was die Wissenschaft dazu sagt
Die Süßholzwurzel enthält über 400 identifizierte Inhaltsstoffe. Die beiden wichtigsten Gruppen kennst Du vielleicht aus der Naturheilkunde: Glycyrrhizin und Flavonoide. Glycyrrhizin ist der Stoff, der den typisch süßen Geschmack ausmacht und gleichzeitig für viele der klassischen Wirkungen verantwortlich ist. Moderne Forschung hat aber gezeigt, dass die Flavonoide wie Liquiritin, Isoliquiritigenin oder Glabridin mindestens genauso spannend sind, besonders wenn es um Entzündungshemmung, antioxidative Effekte oder antimikrobielle Aktivität geht.
Studien zeigen, dass Glycyrrhizin die Aktivität des Enzyms 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase beeinflusst. Dieses Enzym sorgt normalerweise dafür, dass Kortisol abgebaut wird. Wird es gehemmt, wirkt Kortisol länger und stärker. Das erklärt, warum die Süßholzwurzel so zuverlässig bei entzündlichen und reizenden Prozessen wirkt. Gleichzeitig erklärt es aber auch, warum sie bei dauerhaft hoher Dosierung Nebenwirkungen haben kann. Wir kommen gleich dazu.
Die entzündungshemmende Wirkung der Flavonoide ist ein eigener Kosmos. Sie greifen in Zytokin- und COX-2-Mechanismen ein, neutralisieren freie Radikale und wirken sogar auf bestimmte Bakterien- und Pilzarten. Zum Beispiel ist Glabridin in Studien als potentes Antioxidans aufgefallen, das Zellen schützt und sogar bei der Hautpflege interessant ist, weil es Pigmentierungen positiv beeinflussen kann.
Wenn wir der alten Kräuterweisheit glauben, ist die Süßholzwurzel eine „Harmonisiererin“. Und wenn wir die heutige Forschung fragen, nickt sie dazu – und reicht uns einen dicken Stapel Veröffentlichungen rüber.
Ein Blick in die Geschichte – und was wir daraus heute lernen können
Schon in der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt Süßholz als „Große Vermittlerin“. In vielen Kräuterrezepturen ist sie das Kraut, das die anderen Pflanzen harmonisiert und ihre Wirkung abrundet. Das ist gar nicht so mystisch, wie es klingt. Glycyrrhizin sorgt dafür, dass bittere, stark aromatische oder hitzige Kräuter milder auf den Körper wirken. In der europäischen Klostermedizin wurde Süßholzwurzel vor allem bei Husten, Magenproblemen und als Stärkungsmittel eingesetzt.
Eine wenig bekannte historische Anwendung ist die Verwendung in Wanderproviant. Süßholz wirkt mild adstringierend und feuchtigkeitsspeichernd. Hirten kauten die Wurzel stundenlang beim Laufen, weil sie Durstgefühle mindert. Und ja – das lässt sich ausprobieren. Wenn Du auf einer Wanderung mal keinen Durst hast, obwohl es warm ist, denk daran: Süßholz war früher das isotonische Getränk der Nomaden.
Wie Süßholzwurzel im Körper wirkt
Die Wirkung der Süßholzwurzel lässt sich in vier große Bereiche einteilen:
1. Die Schleimhäute beruhigen
Süßholz stimuliert die Produktion von Prostaglandin E2, das die Schleimhäute schützt. Das ist wichtig bei:
- Reflux
- Gastritis
- Magengeschwüren
- Reizdarm
Besonders wirksam ist DGL (deglycyrrhizinated licorice), also Süßholz ohne Glycyrrhizin. Es wirkt magenfreundlich, ohne den Blutdruck zu beeinflussen.
2. Entzündungen zähmen
Dank Flavonoiden wie Liquiritigenin und Glabridin wirkt Süßholz entzündungshemmend. Diese Wirkung wird vor allem bei Hautproblemen, Atemwegsreizungen und im Mundraum geschätzt.
3. Viren und Bakterien eindämmen
Glycyrrhizin hemmt laut Studien die Replikation bestimmter Viren, darunter Herpesviren. Süßholzextrakte zeigen außerdem antibakterielle Aktivität, zum Beispiel gegen H. pylori.
4. Husten lindern
Die entspannende Wirkung auf glatte Muskulatur macht den Atemweg weicher und die Schleimhäute geschmeidiger. Das Ergebnis: weniger Reizhusten, mehr Erleichterung.
Süßholz in der Praxis – so setzt Du die Wurzel sinnvoll ein
Wenn Du Deine eigene Kräuterapotheke pflegst, ist Süßholzwurzel ein echter Allrounder. Sie lässt sich als Tee, Tinktur, Sirup oder zum Kauen verwenden. Wir zeigen Dir die wichtigsten Anwendungen und geben Dir Dosierungen, die praxisnah und sicher sind.
Süßholzwurzel als Tee
Ein klassischer Aufguss funktioniert wunderbar, besonders bei Husten, Reizungen oder einer nervösen Verdauung.
Dosierung
1 Teelöffel zerkleinerte Wurzel
150 Milliliter heißes Wasser
10 bis 15 Minuten ziehen lassen
Du kannst Süßholz wunderbar mit Thymian, Anis, Malve oder Kamille kombinieren, wenn Du Hals und Brust beruhigen möchtest.
Süßholz als Tinktur
Eine 1:5 Tinktur ist für unterwegs praktisch und wirkt stärker konzentriert.
10 bis 30 Tropfen, ein bis drei Mal täglich.
Gesüßtes Süßholz – selbst gemacht
Wenn Du Lakritz liebst, kannst Du Dir einen einfachen Süßholz-Sirup kochen. Dazu kochst Du die Wurzel mit Wasser ein, mischst ihn mit Honig und lässt ihn dick einkochen. Perfekt für Hustenzäpfchen, Bonbons oder zum Verfeinern von Tees.
DIY-Idee: Süßholz-Kau-Stäbchen
Schneide Dir kleine Wurzelstücke zurecht. Sie sind perfekte Begleiter für lange Wanderungen und helfen gegen trockenen Mund. Und ja, es macht Spaß, darauf herumzukauen.
Ein Kraut mit zwei Gesichtern – Vorsicht und Gegenanzeigen
Die wichtigste Nebenwirkung ist die Pseudoaldosteronismus-Gefahr. Zu viel Glycyrrhizin kann den Kaliumspiegel senken und den Blutdruck erhöhen. Das passiert vor allem bei täglicher, hoher Dosierung über längere Zeit. Deshalb gilt:
- maximal 3 bis 5 Gramm Süßholzwurzel pro Tag.
- nicht länger als 6 Wochen am Stück.
- bei Bluthochdruck, Herz- oder Nierenproblemen keine Anwendung ohne ärztliche Rücksprache.
- Schwangerschaft und Stillzeit: nur sehr sparsam, da die hormonähnlichen Effekte problematisch sein können.
DGL-Produkte gelten als sicherer und sind für empfindliche Menschen oft die bessere Wahl.
Wenig bekannte Anwendungen – die Geheimnisse der modernen Forschung
Was viele nicht wissen: Süßholz ist auch in der Dermatologie und in der modernen Anti-Aging-Forschung angekommen. Glabridin kann Pigmentflecken hemmen und die Haut vor oxidativem Stress schützen. Darum findest Du es häufig in hochwertigen Naturkosmetika.
Eine außergewöhnliche Studie zeigte, dass Isoliquiritigenin die Bildung neuer Blutgefäße modulieren kann. Das klingt erst einmal technisch, bedeutet aber: Süßholz könnte in Zukunft eine Rolle bei Wundheilung oder bei bestimmten Stoffwechselprozessen spielen.
Auch im Bereich Darmgesundheit tut sich etwas. Forscher untersuchen aktuell, ob Süßholz-Extrakte einen Einfluss auf die Darmbarriere haben und so bei entzündlichen Darmerkrankungen unterstützend wirken könnten.
So erkennst Du gute Qualität – und so verarbeitest Du die Wurzel richtig
Achte beim Kauf auf:
- Bio-Qualität
- hellbraune, faserige Wurzeln
- intensiven, süßen Geruch
- keine Schimmel- oder Feuchtigkeitsstellen
Du kannst die Wurzel selbst schneiden, mörsern oder raspeln. Ein kleiner Tipp: Wenn Du sie vorher kurz anröstest, wird das Aroma noch voller.
Kombinationsideen – die besten Kräuterpartner des Süßholzes
Süßholz harmonisiert Mischungen und macht sie runder. Diese Kombinationen sind besonders wirksam:
- Für die Atemwege: Thymian, Spitzwegerich, Malve, Fenchel
- Für den Magen: Kamille, Melisse, Eibisch
- Für die Haut: Ringelblume, Hamamelis als äußerliche Anwendung
- Für Energie und Stimmung: Ginseng, Zitronenmelisse
Mach mit – kleine Experimente für Deinen Alltag
Wir lieben es, Kräuter erlebbar zu machen. Probier doch mal:
- Süßholz-Tee vor dem Schlafen – er beruhigt und erdet.
- Süßholz-Malzbonbons für die Tasche.
- ein „Lakritz-Honig“: Süßholzwurzel auskochen, Sud mit Honig mischen, täglich einen Löffel für die Atemwege.
Inhaltsstoffe:
- Glycyrrhizin
- Glycyrrhetinsäure
- Liquiritin
- Liquiritigenin
- Isoliquiritigenin
- Glabridin
- Glabrol
- Formononetin
- Hispaglabridin A
- Hispaglabridin B
- Polysaccharide
- Saponine
- Flavonoide
- Cumarine
- Phytosterole
- Stärken
- Zucker (Saccharose, Glucose, Fructose)
Heilwirkungen:
- beruhigend auf Schleimhäute
- entzündungshemmend
- krampflösend
- antiviral
- antibakteriell
- antioxidativ
- hustenreizlindernd
- schleimhautschützend
- immunmodulierend
- stressmindernd
- magenberuhigend
- hormonregulierend (mild)
Anwendungsgebiete:
- Reizhusten
- Bronchitis
- Hals- und Rachenreizungen
- Magenschleimhautentzündung
- Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
- Reflux
- Reizdarm
- Sodbrennen
- stressbedingte Verdauungsbeschwerden
- Herpesinfektionen
- entzündliche Hautprobleme
- Mundschleimhautreizungen
- leichte Entzündungen der Harnwege

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