Digitalis purpurea
Heute stellen wir Euch wieder einmal eine Pflanze vor, die wir nicht sammeln und die wir auch nicht verarbeiten, die aber trotzdem jeder kennen sollte. Wer jetzt durch die Wälder streift, findet auf frisch geschlagenen Lichtungen den majestätischen Fingerhut. Schon von weitem strahlt er mit seiner Größe von bis zu 2 Metern unübersehbar und wunderschön leuchtend pink und wir freuen uns jedes Mal, wenn wir ihn finden.
Fingerhut ist zweijährig und bildet im ersten Jahr eine Blattrosette, die von Laien auf den ersten Blick gerne mit Beinwell verwechselt wird. Als Raublattgewächs ist der Beinwell jedoch relativ einfach vom Fingerhut zu unterscheiden, denn die Blätter des Fingerhut sind samtig weich, wohingegen Beinwellblätter rau und regelrecht borstig sind. Fingerhut besiedelt frische Lichtungen nach Fällungen oder Sturmschäden und kann dort ganze Teppiche bilden. Wächst die Lichtung wieder zu, verschwindet er meist wieder oder es kommen nur vereinzelt noch Pflanzen vor.
Wo kommt der Rote Fingerhut vor?
Der Rote Fingerhut ist in Europa heimisch und gedeiht besonders gut in gemäßigten Klimazonen. Du findest ihn häufig in lichten Wäldern, an Waldrändern und auf kargen, sandigen Böden. Besonders in den Mittelgebirgen und Alpenregionen ist er oft anzutreffen. Er bevorzugt saure Böden und wächst oft in Regionen, wo der Boden durch menschliche Eingriffe wie Rodungen gestört wurde.
Inhaltsstoffe und Heilwirkungen
Der Rote Fingerhut ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch eine bedeutende Heilpflanze. Er enthält Herzglykoside wie Digitoxin und Digoxin, die in der Medizin zur Behandlung von Herzkrankheiten verwendet werden. Diese Wirkstoffe verbessern die Kontraktionskraft des Herzens und werden bei Herzinsuffizienz und bestimmten Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass der Rote Fingerhut äußerst giftig ist. Schon geringe Mengen können schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Zu den Symptomen einer Vergiftung zählen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall Herzstillstand. Wir raten daher vom Sammeln und Verarbeiten unbedingt ab!


Seine einzelnen Blüten erinnern uns immer an Feenhüte und wir sind immer wieder fasziniert, wie groß so eine einzelne Blüte werden kann. Bienen verschwinden darin komplett und bei Regen konnten wir schon beobachten, dass Insekten in den Blüten des Fingerhut Unterschlupf suchten.






Aber warum sammeln und verarbeiten wir Fingerhut nicht? Ganz einfach: Fingerhut ist eine Giftpflanze. Zum Einsatz kommen sollte Fingerhut nur als kontrolliertes Apothekenpräparat und nur unter ärztlicher Aufsicht bzw. bei ärztlicher Verschreibung bei Herzschwäche. Der rote Fingerhut war Giftpflanze des Jahres 2007.
In Gärten findet man Fingerhut häufig auch in den Farben weiß und gelb. Auch wir schätzen ihn als Zierde von Garten und Balkon sehr und erfreuen uns jedes Jahr wieder sehr an ihm. Aber nur mit den Augen!
Wir weisen nochmals ausdrücklich darauf hin, dass wir nicht zur Verwendung des Fingerhutes in irgendeiner Art und Weise raten. Die Selbstmedikation mit Fingerhut kann zum Tode führen!







Anwendung und historische Bedeutung
Die heilenden Eigenschaften des Roten Fingerhuts wurden erstmals im 18. Jahrhundert durch den englischen Arzt William Withering entdeckt. Seitdem hat die Pflanze einen festen Platz in der Medizin. Früher wurde sie in der Volksmedizin bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, aber aufgrund ihrer starken Wirkung und der Schwierigkeit, die richtige Dosierung zu finden, ist dies heute nicht mehr üblich.
Heutzutage werden die Wirkstoffe des Roten Fingerhuts in standardisierter Form in der Pharmaindustrie verwendet. Die genaue Dosierung und Überwachung der Behandlung durch einen Arzt sind dabei unerlässlich.
Historische Nutzung
In der Geschichte wurde der Rote Fingerhut nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als Giftpflanze verwendet. Schon im Mittelalter war seine toxische Wirkung bekannt, und er fand manchmal in weniger freundlichen Anwendungen seinen Platz. Trotzdem überwogen seine positiven Eigenschaften, und er wurde im Laufe der Zeit immer mehr als wichtige Arzneipflanze geschätzt.
Mögliche Doppelgänger
Der Rote Fingerhut kann mit anderen Pflanzen verwechselt werden, die ebenfalls giftig sind, aber eine geringere medizinische Bedeutung haben. Ein Beispiel ist der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea), der ähnliche Inhaltsstoffe besitzt, aber weniger auffällig blüht. Auch andere Pflanzen wie der Beinwell (Symphytum officinalis) können auf den ersten Blick ähnlich erscheinen. Eine sichere Bestimmung ist daher unerlässlich.
Inhaltsstoffe:
- Herzglykoside
- Digitoxin
- Cholin
- Gallussäure
- Saponine
- Digoxin
- Gitoxin
- Gitaloxin
- Digitonin
- Digitalein
- Digitoxigenin
- Digoxigenin
- Flavonoide
Heilwirkungen:
- Verbesserung der Herzleistung
- Erhöhung der Kontraktionskraft des Herzens
- Behandlung von Herzinsuffizienz
- Behandlung von bestimmten Herzrhythmusstörungen
- Verlangsamung der Herzfrequenz
- Förderung der Diurese (harntreibende Wirkung)
Anwendungsgebiete:
- Herzinsuffizienz
- Herzrhythmusstörungen
- Tachykardie
- Vorhofflimmern
- Herzmuskelstärkung
- Chronische Herzschwäche
Wir raten unbedingt von einer Eigentherapie mit selbstgemachten Heilmitteln aus Digitalis ab!

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