Wenn der Kopf dröhnt

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Wenn der Kopf dröhnt

Kräuterwissen gegen Kopfschmerzen und Migräne

Es beginnt oft leise. Ein Druck hinter der Stirn, ein Ziehen im Nacken, ein dumpfes Pochen – und plötzlich ist der Kopf keine denkende Zentrale mehr, sondern ein dröhnender Gong. Fast jeder Mensch kennt Kopfschmerzen, aber kaum jemand weiß, wie unterschiedlich sie sein können. Denn „Kopfschmerz“ ist nicht gleich „Migräne“.

Während der eine nach einer Tasse Wasser und frischer Luft wieder fit ist, liegt die andere stundenlang im dunklen Zimmer, weil jeder Lichtstrahl schmerzt. Zeit also, genauer hinzusehen: Was unterscheidet Kopfschmerz von Migräne – und was kann die Natur wirklich dagegen tun?

Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz

Unser Kopf kann auf viele Arten weh tun. Medizinisch unterscheidet man grob zwei große Gruppen: Spannungskopfschmerzen, die durch Muskelverspannung, Stress oder Überanstrengung entstehen, und Migräne, bei der komplexe Nerven- und Gefäßreaktionen eine Rolle spielen.

Der „normale“ Spannungskopfschmerz

Spannungskopfschmerzen sind die häufigste Form. Sie äußern sich meist als dumpfer, beidseitiger Druck – „wie ein zu enger Helm“. Oft beginnt es im Nacken, wandert nach oben und macht sich besonders nach langen Arbeitstagen, zu wenig Schlaf oder innerem Druck bemerkbar.

Die Ursache liegt meist in einer Kombination aus Muskelverspannung, Stresshormonen und Durchblutungsstörungen. Das Gute: Sie sind unangenehm, aber harmlos – und reagieren meist gut auf Entspannung, Bewegung, ausreichend Flüssigkeit und sanfte pflanzliche Helfer.

Migräne – wenn das Nervensystem überreagiert

Ganz anders die Migräne. Sie ist kein „starker Kopfschmerz“, sondern eine neurologische Reizverarbeitungsstörung. Dabei geraten Gefäße, Nervenzellen und Botenstoffe aus dem Gleichgewicht. Typisch sind einseitige, pulsierende Schmerzen, die Stunden bis Tage anhalten können – begleitet von Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit.

Oft kündigt sich eine Attacke schon vorher an: mit Müdigkeit, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen oder Heißhunger. Manche Betroffene erleben sogar eine Aura – Sehstörungen, flimmernde Lichter oder Taubheitsgefühle.
Migräne ist keine Einbildung, sondern eine echte Reizüberflutung des Gehirns. Studien zeigen, dass der Botenstoff CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) eine entscheidende Rolle spielt – er weitet die Gefäße und verstärkt den Schmerzreiz.

Warum der Kopf manchmal Alarm schlägt

Unser Kopf ist ein feines Warnsystem. Er reagiert, wenn Körper und Geist aus der Balance geraten.
Häufige Auslöser für Spannungskopfschmerzen sind: zu langes Sitzen, wenig Schlaf, zu wenig trinken, Stress, Kieferpressen oder Hormonschwankungen.
Migräne dagegen hat meist mehrere Auslöser gleichzeitig – Stress, bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Rotwein, reifer Käse), Hormone, Wetterwechsel oder Schlafmangel.

Das Ziel sollte nicht sein, den Schmerz einfach „abzustellen“, sondern zu verstehen, was er uns sagen will. Kräuter können hier sanft regulierend eingreifen – und das je nach Kopfschmerztyp auf ganz unterschiedliche Weise.

Kräuter, die helfen – je nach Art des Kopfschmerzes

Die Pflanzenwelt hält viele natürliche Helfer bereit. Wichtig ist, sie richtig einzuordnen: Manche wirken vor allem entspannend und muskelregulierend (ideal bei Spannungskopfschmerzen), andere stabilisierend und gefäßberuhigend (besser bei Migräne).

🌿 Bei Spannungskopfschmerzen

Pfefferminze (Mentha piperita)

Ein paar Tropfen Pfefferminzöl auf Schläfen und Stirn sind oft schon genug: Das enthaltene Menthol wirkt kühlend, entspannend und leicht betäubend. Studien zeigen, dass es bei Spannungskopfschmerzen genauso wirksam sein kann wie leichte Schmerzmittel – nur ohne Nebenwirkungen.

Lavendel (Lavandula angustifolia)

Lavendelöl beruhigt nicht nur die Nerven, sondern senkt auch Muskelspannung und Stresspegel. Inhalation oder äußerliche Anwendung (verdünnt) kann die Schmerzintensität reduzieren. Auch innerlich als Tee oder Tropfen entfaltet Lavendel eine entspannende Wirkung.

Zitronenmelisse (Melissa officinalis)

Melisse ist Balsam für ein überreiztes Nervensystem. Sie gleicht Stresshormone aus und hilft, wenn Anspannung und Kopfschmerz Hand in Hand gehen. Besonders abends als Tee – 1 TL auf 250 ml heißes Wasser, 10 Minuten ziehen lassen.

Weidenrinde (Salix alba)

Die natürliche Vorgängerin des Aspirins enthält Salicin, das im Körper zu Salicylsäure wird. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd. Ideal bei wiederkehrenden leichten Kopfschmerzen – aber nicht geeignet für Menschen, die empfindlich auf Salicylate reagieren.

Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Das duftende Mädesüß – manchmal auch „Wiesenkönigin“ genannt – enthält ebenfalls Salicylverbindungen, allerdings in milderer, magenfreundlicher Form als die Weidenrinde. Es wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und leicht entwässernd – perfekt, wenn Kopfschmerzen durch Wetterfühligkeit oder hormonelle Schwankungen begünstigt werden.
Ein Tee aus Mädesüßblüten (1 TL auf 250 ml Wasser, 10 Minuten ziehen lassen) ist eine sanfte, aber wirksame Alternative für alle, die synthetisches Aspirin schlecht vertragen. Schwangere sollten Mädesüß allerdings meiden.

🌼 Bei Migräne

Mutterkraut (Tanacetum parthenium)

Mutterkraut ist das wohl bekannteste Migräne-Kraut. Der Wirkstoff Parthenolid hemmt entzündliche Prozesse und reguliert Serotonin, das bei Migräne überaktiv ist. Studien zeigen: Wer regelmäßig Mutterkraut einnimmt, kann die Häufigkeit und Intensität von Attacken reduzieren.
Aber: Mutterkraut hilft nicht akut, sondern vorbeugend – über Wochen oder Monate. Wichtig: Nur standardisierte Präparate verwenden und in der Schwangerschaft meiden.

Pestwurz (Petasites hybridus)

Ein altes, aber wirkungsvolles Mittel gegen Migräne. Ihre Inhaltsstoffe Petasin und Isopetasin wirken gefäßberuhigend und krampflösend. Studien zeigen eine verminderte Anfallshäufigkeit.
Aber: Nur PA-freie Präparate (frei von leberschädigenden Alkaloiden) verwenden!

Ingwer (Zingiber officinale)

Ingwer lindert Entzündung, stabilisiert Gefäßreaktionen und hilft gegen die Übelkeit, die viele Migränepatient:innen plagt. Ein Stück frische Wurzel in heißem Wasser ist der perfekte Begleiter – morgens vorbeugend oder bei den ersten Vorboten einer Attacke.

Magnesium und Vitamin B2

Nicht direkt Kräuter, aber pflanzlich-natürlich gewonnene Mikronährstoffe, die in Studien positiv auffallen. Sie stabilisieren die Nervenleitung und verringern die Reizbarkeit des Gehirns.

Anwendung in der Praxis

Bei Spannungskopfschmerzen sind ätherische Öle und Tees besonders hilfreich – sie entspannen Muskeln und Nerven:
Ein paar Tropfen Pfefferminzöl auf Stirn und Nacken, dazu eine Tasse Zitronenmelisse oder Lavendeltee, und der Druck kann spürbar nachlassen.

Bei Migräne hilft Regelmäßigkeit: Mutterkraut oder Pestwurz müssen über Wochen eingenommen werden, um eine Wirkung zu entfalten. Kombiniert mit Magnesium und Ingwer können sie Migräneanfälle abmildern oder seltener machen.

DIY-Tipp: Kräuterkompresse für Nacken und Stirn

Eine einfache und wohltuende Methode bei Spannungskopfschmerz:
Ein Teelöffel Pfefferminze und Lavendel mit 250 ml heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen. Ein Tuch eintauchen, ausdrücken und warm auf Nacken oder Stirn legen. Atme dabei bewusst – das ist Kräuter-Aromatherapie pur.

Wann lieber ärztlich abklären?

Auch bei Naturmitteln gilt: Sicherheit zuerst. Wenn der Kopfschmerz plötzlich, sehr stark oder ungewohnt ist, mit Sehstörungen, Fieber, Sprachproblemen oder Schwindel einhergeht, gehört das in ärztliche Hände.
Ebenso, wenn Kopfschmerzen häufiger werden oder Medikamente immer weniger helfen – das kann auf einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz hinweisen.

Wenn der Kopf dröhnt

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