Cydonia oblonga
Wenn Du im Herbst durch alte Gärten oder Streuobstwiesen spazierst, kann es sein, dass Dir ein süßer, fast betörender Duft in die Nase steigt. Dann weißt Du: Die Quitten sind reif. Diese goldgelben Früchte leuchten zwischen den Blättern wie kleine Sonnen – und sind seit Jahrtausenden Symbol für Liebe, Fruchtbarkeit und Gesundheit.
🌳 Wo die Quitte wächst und wo Du sie findest
Die Quitte (Cydonia oblonga) gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) – damit ist sie eng verwandt mit Apfel, Birne und Hagebutte. Ursprünglich stammt sie aus dem Kaukasus und Vorderasien. Schon die alten Griechen und Römer kultivierten sie – und mit ihnen kam sie über den Mittelmeerraum bis zu uns.
Heute findest Du sie vor allem in sonnigen Lagen Mitteleuropas: in alten Bauerngärten, auf Streuobstwiesen oder manchmal verwildert an Waldrändern. Sie lieben es sonnig, windgeschützt und kalkhaltig.
Wenn Du eine Quitte findest, erkennst Du sie leicht: Der kleine Baum oder Strauch hat samtig behaarte, eiförmige Blätter. Im Frühjahr öffnet er große, zartrosa Blüten, die Bienen und andere Bestäuber magisch anziehen. Die Früchte selbst sind hart, fest und mit einem feinen Flaum überzogen. Es gibt Apfelquitten (rundlich) und Birnenquitten (länglicher).
🍂 Wann und wie Du Quitten sammelst
Sie reifen im Oktober, manchmal bis in den November hinein. Erst wenn sie ihr kräftiges Gelb erreicht haben und intensiv duften, sind sie erntereif. Warte nicht zu lange, denn bei Frost werden sie schnell braun und unbrauchbar.
Beim Sammeln gilt: Reife, unbeschädigte Früchte auswählen und den Flaum vorsichtig abreiben, bevor Du sie weiterverarbeitest. Sie sind roh ungenießbar, entfalten aber gekocht, gedünstet oder getrocknet ihr volles Aroma.
🍏 Welche Pflanzenteile Du verwenden kannst
- Die Früchte: für Gelees, Marmeladen, Kompott, Chutneys, Kuchen, Sirup, Likör, Fruchtleder oder Saft. Ihr herb-süßes Aroma verleiht auch Wildgerichten eine besondere Note.
- Die Kerne: enthalten wertvolle Schleimstoffe, ideal als Hausmittel bei Husten oder Heiserkeit (nur kalter Schleimaufguss, nicht zerbeißen!).
- Das Fruchtfleisch: äußerlich in Masken oder Umschlägen gegen entzündete Haut oder Sonnenbrand.
- Die Blätter: milder Tee bei Husten oder leichter Verdauungsstörung.
💛 Inhaltsstoffe und Heilwirkungen
Die Quitte ist eine wahre Schatzkiste:
- Schleimstoffe: beruhigen gereizte Schleimhäute.
- Gerbstoffe: wirken adstringierend und entzündungshemmend.
- Fruchtsäuren, Pektin, Vitamin C: unterstützen Verdauung und Abwehrkräfte.
- Antioxidantien: schützen die Zellen vor freien Radikalen.
In der Volksheilkunde wurde sie bei Husten, Magenverstimmung, Durchfall und Hautirritationen eingesetzt. Der Kernschleim galt als sanftes Mittel bei Halsschmerzen und reizbarem Husten.
🫖 Heilrezept: Quittenschleim gegen Reizhusten
Gib 1–2 Teelöffel ungeschälte Quittensamen in ein Glas kaltes Wasser und lass sie über Nacht ziehen. Es bildet sich ein glasklarer, gallertartiger Schleim. Diesen kannst Du löffelweise gegen Reizhusten oder trockene Schleimhäute einnehmen. Nicht aufkochen, sonst zerstörst Du die Schleimstoffe.
🌸 Rezept: Quitten-Ölauszug für Haut und Lippen
Ein Ölauszug ist ein wunderbares Pflegemittel für trockene, empfindliche oder gereizte Haut. Er wirkt beruhigend, feuchtigkeitsspendend und duftet zart fruchtig.
So geht’s:
- Eine reife Quitte vorsichtig schälen und die Schale zerkleinern.
- Gib die Schalenstücke in ein sauberes Schraubglas und übergieße sie mit einem hochwertigen Öl – z. B. Jojoba-, Mandel– oder Olivenöl –, bis alles gut bedeckt ist.
- Verschließe das Glas die ersten Tage mit einem Tuch, damit die Feuchtigkeit entweichen kann, verschließe es erst später mit einem Deckel und stelle es an einen warmen Ort, aber nicht in die Sonne. Lasse den Auszug 3 bis 4 Wochen ziehen, schüttle das Glas täglich.
- Danach durch ein feines Tuch abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.
Das Öl hält sich mehrere Monate und eignet sich hervorragend als Gesichtsöl, Lippenpflege, Massageöl oder Basis für Salben. Es beruhigt gereizte Haut, spendet Feuchtigkeit und verleiht einen feinen, goldenen Glanz.
⚠️ Worauf Du achten solltest
- Nicht roh essen: Quitten sind zu hart und enthalten Bitterstoffe.
- Kerne nicht zerbeißen: Blausäuregefahr.
- Keine giftigen Doppelgänger: Flaum und Duft helfen, die Quitte sicher zu erkennen.
🌱 Alte Sorten & Nachhaltigkeit
Wenn Du Quitten sammelst oder pflanzen willst, lohnt sich ein Blick auf alte Sorten wie „Bereczki“, „Konstantinopeler“ oder „Cydora Robusta“. Sie sind aromatischer und tragen zur Erhaltung traditioneller Obstsorten bei.
📜 Historische Bedeutung und Symbolik
In der Antike galt die Quitte als Frucht der Liebe. Die Griechen weihten sie der Göttin Aphrodite – daher soll der „Apfel der Aphrodite“ eigentlich eine Quitte gewesen sein. In römischen Hochzeitsbräuchen schenkte man Brautpaaren Quitten als Symbol für Glück, Fruchtbarkeit und ewige Liebe.
Im Mittelalter schätzte man sie in Klostergärten hoch: Hildegard von Bingen empfahl Quitten bei Magenbeschwerden, Fieber und „verdorbenem Blut“. Später wurde aus ihrem Mus des edle Quittenbrot, eine frühe Form von Fruchtkonfekt.
Die Quitte ist eine alte Gefährtin des Menschen – robust, duftend und heilkräftig. Sie bringt Licht in die dunkle Jahreszeit, stärkt Dich von innen und schenkt Dir ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Wenn Du das nächste Mal an einem Quittenbaum vorbeikommst, bleib einen Moment stehen, atme den Duft ein – und spür, wie viel Geschichte, Heilkraft und Sonne in dieser goldenen Frucht steckt.
Inhaltsstoffe:
- Schleimstoffe
- Gerbstoffe
- Pektin
- Fruchtsäuren
- Vitamin C
- Zucker (v. a. Fructose und Glucose)
- Mineralstoffe (v. a. Kalium, Calcium, Eisen, Phosphor)
- Ballaststoffe
- ätherische Öle
- Antioxidantien (v. a. Polyphenole, Flavonoide)
- Spuren von Amygdalin (in den Samen)
Heilwirkungen:
- reizlindernd
- entzündungshemmend
- adstringierend
- schleimhautschützend
- hustenstillend
- verdauungsfördernd
- leicht abführend
- wundheilungsfördernd
- hautberuhigend
- antioxidativ
- immunstärkend
Anwendungsgebiete:
- Husten
- Heiserkeit
- Halsschmerzen
- Reizhusten
- Magenbeschwerden
- Durchfall
- Verdauungsstörungen
- gereizte Schleimhäute
- Hautirritationen
- Wunden
- Sonnenbrand
- trockene Haut
- Lippenpflege
- Erkältungen
- Immunschwäche

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