Blutwurz Heilpflanzenportrait

Blutwurz Heilpflanzenportrait

Aufrechtes Fingerkraut * Tormentill * Dilledapp * Durmentill * Rotwurz * Ruhrwurz * Siebenfinger * Potentilla erecta

Hast Du schon einmal von der Blutwurz, auch bekannt als Tormentill, gehört? Diese unscheinbare Pflanze ist ein wahrer Schatz der Natur, der seit Jahrhunderten für seine heilenden Eigenschaften geschätzt wird. In diesem Beitrag tauchen wir tief in die Welt der Blutwurz ein und entdecken, wo sie wächst, welche wertvollen Inhaltsstoffe sie birgt und wie Du sie richtig verwenden kannst. Außerdem geben wir Dir wertvolle Tipps zum Sammeln und Aufbewahren dieser Pflanze, sowie einen Blick auf ihre historische Bedeutung.

Wo kommt die Blutwurz vor?

Blutwurz ist in weiten Teilen Europas beheimatet und bevorzugt feuchte, saure Böden. Du findest sie oft auf Wiesen, in Mooren, in lichten Wäldern oder an Wegrändern. Die Pflanze ist recht anspruchslos und gedeiht sowohl in höheren Lagen als auch in flacheren Gebieten. Ein Spaziergang durch die Natur im Spätsommer, wenn die Pflanze blüht, bietet eine gute Gelegenheit, Blutwurz in freier Wildbahn zu entdecken.

Wie erkennt man die Blutwurz?

Blutwurz ist eine eher unscheinbare Pflanze, die leicht übersehen wird. Sie wird etwa 10 bis 30 Zentimeter hoch und trägt leuchtend gelbe, vierblättrige Blüten, die ihr ein charakteristisches Aussehen verleihen. Die Blätter sind dreiteilig und die Stängel oft rötlich. Was jedoch besonders an der Blutwurz ist, das ist ihr Wurzelstock. Wenn Du diesen ausgräbst, wirst Du feststellen, dass er eine rötliche Farbe aufweist – daher auch der Name „Blutwurz“.

Es ist wichtig, die Blutwurz von möglichen Doppelgängern zu unterscheiden, wie etwa dem Kriechenden Fingerkraut (Potentilla reptans), das fünfblättrige Blüten besitzt und eine kriechende Wuchsform aufweist. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der Wurzelstock: Beim Kriechenden Fingerkraut ist dieser nicht rot gefärbt.

Inhaltsstoffe und Heilwirkungen

Die Wurzel der Blutwurz ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen, insbesondere an Gerbstoffen (bis zu 20 %), Flavonoiden und ätherischen Ölen. Diese Gerbstoffe sind es, die der Pflanze ihre beeindruckende heilende Wirkung verleihen. Blutwurz ist bekannt für ihre adstringierenden (zusammenziehenden) Eigenschaften, die besonders bei der Behandlung von Durchfallerkrankungen und Entzündungen im Mund- und Rachenraum hilfreich sind. Zudem wirkt sie blutstillend und wundheilend, weshalb sie auch äußerlich bei Wunden und Hauterkrankungen angewendet werden kann.

Anwendungsgebiete der Blutwurz

Blutwurz wird traditionell vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Die Wurzel kann als Tee, Tinktur oder in Form von Pulver zubereitet werden, um Durchfall zu lindern oder Entzündungen im Magen-Darm-Trakt zu behandeln. Bei der Zubereitung eines Tees empfiehlt es sich, etwa 1 bis 2 Gramm der getrockneten Wurzel mit heißem Wasser zu übergießen und 10 bis 15 Minuten ziehen zu lassen. Für eine Tinktur können die Wurzeln in Alkohol eingelegt werden.

Auch bei Halsentzündungen und Zahnfleischbluten wird Blutwurz gerne als Gurgellösung genutzt. Dafür kann man den Tee abkühlen lassen und dann mehrmals täglich damit gurgeln.

Äußerlich angewendet, zum Beispiel in Form von Salben oder Umschlägen, kann Blutwurz bei schlecht heilenden Wunden, Hautausschlägen oder kleineren Schnittwunden helfen. Ihre blutstillende Wirkung macht sie auch bei Nasenbluten oder kleinen Verletzungen nützlich. Eine traditionelle Anwendung ist zudem der Blutwurzschnaps, der sowohl innerlich als auch äußerlich verwendet wurde.

Hinweise zur Dosierung und möglichen Nebenwirkungen

Die hohe Konzentration an Gerbstoffen macht die Blutwurz sehr wirksam, doch bei der Anwendung sollte auf die richtige Dosierung geachtet werden. Insbesondere bei innerer Anwendung ist es wichtig, nicht zu viel einzunehmen, da übermäßige Mengen zu Magenreizungen führen können. Für Kinder und Menschen mit empfindlichem Magen ist besondere Vorsicht geboten. Eine tägliche Dosis von 2 bis 4 Gramm der getrockneten Wurzel sollte nicht überschritten werden.

Bei äußerer Anwendung ist Blutwurz in der Regel gut verträglich, jedoch können Menschen mit empfindlicher Haut auf die Gerbstoffe reagieren. Es ist ratsam, zunächst eine kleine Menge auszuprobieren, um mögliche Hautreizungen auszuschließen.

Blutwurz sammeln – Worauf Du achten solltest

Wenn Du Blutwurz selbst sammeln möchtest, gibt es einige Dinge, auf die Du achten solltest. Die beste Zeit zum Sammeln der Wurzeln ist der Spätsommer bis Herbst, wenn die Pflanze ihre Wirkstoffe in die Wurzel eingelagert hat. Achte darauf, dass Du die Pflanze nicht mit anderen, ähnlichen Arten verwechselst, und sei Dir sicher, dass Du die richtige Pflanze erkennst.

Beim Ausgraben der Wurzel ist es wichtig, nur so viel zu entnehmen, wie Du wirklich benötigst, und die Pflanze an Ort und Stelle wieder gut zuzudecken, damit sie sich regenerieren kann. Verwende am besten ein kleines Grabwerkzeug, um die Wurzel vorsichtig aus der Erde zu lösen. Denke daran, dass die Natur uns diese Heilpflanzen schenkt, und wir sollten respektvoll mit ihnen umgehen.

Aufbewahrung und Lagerung

Nach dem Sammeln solltest Du die Wurzeln gründlich reinigen und in dünne Scheiben schneiden. Anschließend werden sie an einem luftigen, schattigen Ort getrocknet. Die getrockneten Wurzeln kannst Du in einem luftdichten Behälter aufbewahren, damit sie ihre Wirkstoffe über längere Zeit behalten. So hast Du auch im Winter, wenn die frische Pflanze nicht verfügbar ist, Zugang zu diesem natürlichen Heilmittel.

Historische Bedeutung und Nutzung

Blutwurz hat eine lange Geschichte als Heilpflanze. Bereits im Mittelalter wurde sie in Klostergärten kultiviert und in der Volksmedizin vielfältig eingesetzt. Die Wurzel wurde oft in getrockneter Form aufbewahrt und war ein wichtiger Bestandteil vieler Hausapotheken. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin und in der Hildegard-Medizin findet die Blutwurz Erwähnung.

Besonders bekannt war die Blutwurz im Mittelalter als „Allheilmittel“ gegen allerlei Beschwerden, von Verdauungsproblemen bis hin zu Blutungen. In einigen Regionen Europas wurde aus der Wurzel auch ein blutroter Likör hergestellt, der nicht nur zur Verdauung, sondern auch als „Lebenselixier“ diente. Diese Tradition wird in einigen Regionen noch heute gepflegt.

Die Blutwurz ist eine faszinierende Heilpflanze, die in Vergessenheit geraten ist, aber eine wahre Bereicherung für jede Naturapotheke darstellt. Ihre kraftvollen Inhaltsstoffe machen sie zu einem wertvollen Begleiter bei zahlreichen Beschwerden. Wenn Du also das nächste Mal durch die Natur streifst, halte Ausschau nach der unscheinbaren, aber kraftvollen Blutwurz. Wer weiß, vielleicht entdeckst Du damit einen neuen Weg zu natürlicher Gesundheit.

Denke immer daran: Die Natur bietet uns zahlreiche Schätze – wir müssen nur lernen, sie zu erkennen und verantwortungsvoll zu nutzen.

Inhaltsstoffe:

  • Gerbstoffe (bis zu 20 %, insbesondere Catechingerbstoffe)
  • Flavonoide (z.B. Quercetin, Kämpferol)
  • ätherische Öle
  • Tormentillrot (ein roter Farbstoff)
  • Harze
  • Phlobaphene
  • Phenolcarbonsäuren (z.B. Ellagsäure)
  • Triterpene (z.B. Tormentosid, Tormentillinsäure)
  • Glykoside
  • Tannine (z.B. Proanthocyanidine)

Heilwirkungen:

  • adstringierend (zusammenziehend)
  • entzündungshemmend
  • blutstillend
  • wundheilend
  • antibakteriell
  • antiviral
  • durchfallhemmend
  • magen- und darmberuhigend

Anwendungsgebiete:

  • Durchfall
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum
  • Zahnfleischbluten
  • Halsschmerzen
  • Äußerliche Wundheilung
  • Hautausschläge
  • Hämorrhoiden
  • Nasenbluten
  • Schleimhautentzündungen
Blutwurz Heilpflanzenportrait

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