Syringa vulgaris
Unsere heutige Pflanze riecht man meist, bevor man sie sieht. Aber nicht, weil sie so unscheinbar wäre, sondern weil sie so fantastisch duftet. Heute widmen wir uns dem wunderschönen Flieder. Er steht gerade in voller Blüte und erfreut unser Auge und unsere Nase. Aber Vorsicht: gemeint ist der Gemeine Flieder, nicht der Sommer- oder Schmetterlingsflieder. Dieser ist giftig und nicht mit unserer heute gesuchten Heilpflanze verwandt.
Aber er kann tatsächlich mehr als nur schön aussehen. Ganz entgegen seines süß-blumigen Duftes schmeckt Flieder bitter, was ihn aber für die Heilkunde interessant macht. Wir nehmen heute viel zu wenig Bitterstoffe mit der Nahrung auf, weil aus unseren gängigen Gemüsen die Bitterstoffe herausgezüchtet wurden, damit sie uns besser schmecken. Für unsere Verdauung ist das bekanntlich gar nicht so gut.
Rinde, junge Blätter und Blüten können getrocknet als Tee eingesetzt werden. Zur Verdauungsförderung werden die Blüten als Tee genossen, bei Fieber die getrockneten Blätter. Ein Teelöffel Blüten bzw. Blätter pro Tasse ist ausreichend. Wer bitter nicht gut hinunter bekommt, kann mit Honig im abgekühlten Tee nachhelfen. Rinde und Blätter sollten allerdings nur aus kontrolliertem Bestand kommen, daher bitte auf Apothekenprodukte zurückgreifen. Da Flieder, wie vieles andere auch, leicht giftig ist (ausgenommen die Blüten), raten wir hier von der Nutzung von Rinde und Blättern aus dem eigenen Garten ab, da hier der Gehalt an Wirkstoffen sehr schwanken kann.
Wir machen jedes Frühjahr gerne einen Sirup aus Fliederblüten. Wer es gerne blumig mag, sollte den unbedingt einmal probieren. Dafür einfach 3 bis 4 Blütendolden sammeln und die Blüten vom Stengel befreien. In eine große Schale geben und mit einem Sirup aus 1 l Wasser und 1 kg Zucker übergießen. Eine Bio-Zitrone in Scheiben schneiden und dazu geben. Abgedeckt und kühl 24 Stunden ziehen lassen, dabei gelegentlich umrühren. Danach die Blüten abfiltern, den Sirup einmal aufkochen und heiß in ausgekochte Flaschen abfüllen. Kühl und dunkel gelagert hält er sich so bei hygienischem Arbeiten ein Jahr. Geöffnet gehört er in den Kühlschrank und sollte zügig aufgebraucht werden.
Er schmeckt gut in Mineralwasser und Cocktails und tut nach einem üppigen Menü gut.
Bitte nur von ungedüngten und unbehandelten Fliederbäumen ernten. Frisch gekauft nicht verwenden, da hier Düngemittel und Pflanzenschutz enthalten sind, da Flieder in der Regel im Gartencenter als Zier- und nicht als Genusspflanze verkauft wird.
Wo der Flieder blüht
Der Gemeine Flieder, wie Syringa vulgaris auch genannt wird, stammt ursprünglich aus Südosteuropa und dem Balkan. Heute ist er weit über seine ursprünglichen Grenzen hinaus gewandert und schmückt Gärten, Parks und Wildnisgebiete in gemäßigten Klimazonen rund um den Globus. Besonders wohlfühlt er sich in sonnigen bis halbschattigen Lagen mit gut durchlässigem, kalkhaltigem Boden.
Die Kraft in den Blüten
Was macht den Flieder nicht nur zu einer Augenweide, sondern auch zu einem Heilmittel? Die Antwort liegt in seinen Inhaltsstoffen. Fliederblüten enthalten ätherische Öle, Phenolcarbonsäuren, Flavonoide und andere bioaktive Verbindungen, die antioxidative, entzündungshemmende und sogar antivirale Eigenschaften besitzen.
Heilwirkungen und Anwendungsbereiche
Von der traditionellen Medizin bis zur modernen Wellness hat der Flieder einen festen Platz. Tee aus Fliederblüten kann Fieber senken, Verdauungsbeschwerden lindern und als mildes Beruhigungsmittel wirken. Äußerlich angewendet, kann ein Tee aus Fliederblüten Hautreizungen und -entzündungen lindern. Es wird sogar berichtet, dass der Duft von Flieder die Stimmung positiv beeinflusst und Stress abbauen kann.
Vorsichtig sammeln
Wenn Du selbst Flieder pflücken möchtest, solltest Du ein paar Dinge beachten. Die beste Zeit ist früh morgens, wenn die Blüten frisch und voller Energie sind. Achte darauf, dass Du den Flieder in sauberen Gebieten abseits von Straßen und Industriegebieten pflückst, um Verunreinigungen zu vermeiden. Beachte auch, dass nur die Blüten verwendet werden dürfen, da die grünen Teile der Pflanze, einschließlich Blätter und Stängel, giftig sind.
Vorsichtsmaßnahmen und Gegenanzeigen bei der Verwendung von Flieder
Trotz der zahlreichen Heilwirkungen, die dem Flieder zugeschrieben werden, ist bei der Verwendung von Pflanzenteilen in der Naturheilkunde Vorsicht geboten. Insbesondere schwangere und stillende Frauen sowie Personen mit spezifischen Gesundheitsproblemen sollten bestimmte Sicherheitshinweise beachten.
Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die grünen Teile des Flieders, einschließlich Blätter und Stängel, giftige Substanzen enthalten können. Daher sollte von einer inneren Anwendung ohne fachkundige Anleitung abgesehen werden. Die äußerliche Anwendung, z.B. in Form von Hautaufgüssen, gilt als sicherer, aber auch hier ist bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Pflanzeninhaltsstoffe Vorsicht geboten.
Schwangere und stillende Mütter sollten Flieder generell nicht zu medizinischen Zwecken verwenden, da keine ausreichenden Informationen über die Sicherheit der Anwendung vorliegen. Die enthaltenen bioaktiven Substanzen können hormonelle Prozesse beeinflussen oder die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen.
Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, speziell mit hormonabhängigen Erkrankungen, sollten vor der Anwendung von Fliederpräparaten ärztlichen Rat einholen. Auch bei Erkrankungen des Verdauungstraktes oder der Leber ist Vorsicht geboten, da bestimmte Inhaltsstoffe die Beschwerden verstärken können.
Generell gilt, dass Naturheilmittel wie Flieder trotz ihrer möglichen Vorteile nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung angesehen werden sollten. Um mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten oder bestehenden Erkrankungen auszuschließen, ist eine Beratung durch einen qualifizierten Gesundheitsexperten unerlässlich.
Bei Beachtung dieser Sicherheitshinweise kann die Verwendung von Flieder in der Hausapotheke oder in kosmetischen Anwendungen eine bereichernde Ergänzung sein, ohne unerwünschte Risiken einzugehen.
Die historische Bedeutung des Flieders
Der Flieder mit seinen verführerisch duftenden Blüten verschönert nicht nur Gärten und Landschaften, sondern inspiriert seit Jahrhunderten Künstler und Dichter. In Kultur und Geschichte nimmt der Flieder eine besondere Stellung ein, die reich an Symbolik und Bedeutung ist.
In der griechischen Mythologie wird der Flieder mit der Nymphe Syringa in Verbindung gebracht, die sich aus Furcht vor Pan, dem Gott der Wälder und Felder, in einen Fliederbusch verwandelte. Diese Legende spiegelt die Verbindung der Pflanze mit der Natur und ihre schützenden Eigenschaften wider.
In der viktorianischen Blumensprache symbolisierte der Flieder die erste Liebe und Zuneigung. Dies machte ihn zu einem beliebten Motiv in der Liebeslyrik und Kunst jener Zeit. Die zarten Lilatöne der Blüten wurden oft mit der Süße und Unschuld der ersten Liebe assoziiert.
In der Kunst wurde der Flieder häufig von den Impressionisten dargestellt, die von der Schönheit der Natur fasziniert waren. Künstler wie Claude Monet und Vincent van Gogh malten den Flieder in einer Weise, die seine vergängliche Schönheit und seinen üppigen Duft einzufangen schien, wodurch die Pflanze zu einem Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit wurde.
In der Poesie dient der Flieder oft als Metapher für Erneuerung und Neubeginn. So verwendet Walt Whitman in seinem Werk „When Lilacs Last in the Dooryard Bloom’d“ den Flieder als zentrales Symbol, um den Kreislauf von Leben und Tod zu thematisieren, was dem Werk vor allem während des amerikanischen Bürgerkriegs Bedeutung verlieh.
Auch in der Musik hat der Flieder seinen Platz. In vielen Liedern und Kompositionen dient er als Metapher für Liebe, Sehnsucht und manchmal auch Verlust. Die Zartheit und Schönheit seiner Blüten inspirierte Musiker verschiedener Epochen, den Flieder in ihre Werke zu integrieren.
Diese kulturgeschichtlichen Bezüge zeigen, wie tief der Flieder in der menschlichen Erfahrung verwurzelt ist und wie er die Menschen über die Jahrhunderte hinweg berührt und inspiriert hat. Seine Präsenz in Kunst, Musik und Literatur zeugt von seiner zeitlosen Schönheit und seiner tiefen symbolischen Bedeutung.
Pflegetipps für Flieder im Garten
Der Flieder ist nicht nur für seinen betörenden Duft und seine prächtigen Blüten bekannt, sondern auch für seine Anspruchslosigkeit, die ihn bei Gartenliebhabern beliebt macht. Dennoch gibt es einige Tipps und Tricks, damit der Fliederstrauch gedeiht und jedes Jahr aufs Neue in voller Pracht blüht.
Idealer Standort: Flieder liebt die Sonne. Ein sonniger bis halbschattiger Standort ist ideal. Achten Sie darauf, dass der Strauch täglich mindestens sechs Stunden direktes Sonnenlicht bekommt. Flieder bevorzugt außerdem einen gut durchlässigen, leicht alkalischen Boden. Eine Zugabe von Kalk in das Pflanzloch kann helfen, den pH-Wert anzupassen, wenn der Boden zu sauer ist.
Wasser und Feuchtigkeit: Während Flieder in den ersten Jahren nach der Pflanzung regelmäßig gegossen werden muss, ist er nach dem Anwachsen relativ trockenheitsverträglich. Eine tiefe, aber seltene Bewässerung fördert das Wachstum starker Wurzeln. Staunässe ist zu vermeiden, um Wurzelfäule zu verhindern.
Schnitt und Pflege: Der richtige Schnitt ist entscheidend für eine üppige Blüte. Schneide den Flieder sofort nach der Blüte zurück, da er am zweijährigen Holz blüht. Entfernen Sie verblühte Blütenstände und schneiden Sie etwa ein Drittel der ältesten Zweige bis zum Boden zurück, um Luft und Licht in den Strauch zu lassen und das Wachstum von neuem, blühfähigem Holz zu fördern. Ein jährlicher Rückschnitt hilft auch, die Größe des Strauches zu kontrollieren und eine gute Durchlüftung zu gewährleisten.
Vermehrung: Flieder lässt sich leicht durch Absenker oder Stecklinge vermehren. Für Stecklinge junge, noch nicht verholzte Triebe auswählen und in feuchte Erde stecken. Hohe Luftfeuchtigkeit und regelmäßiges Besprühen fördern die Bewurzelung.
Düngen: Eine jährliche Düngung im Frühjahr mit einem ausgewogenen Dünger fördert das Wachstum und die Blütenbildung. Zu viel Stickstoff kann jedoch die Blütenbildung beeinträchtigen und sollte vermieden werden.
Mit diesen Pflegetipps kannst Du die Schönheit und den Duft des Flieders in Deinem Garten maximieren. Mit regelmäßiger Pflege und Aufmerksamkeit wird der Flieder zu einem dauerhaften Blickfang in Deinem Garten, dessen Blütenpracht von Jahr zu Jahr zunimmt.
Flieder ist viel mehr als nur eine Frühlingsattraktion. Seine heilenden Eigenschaften und die Möglichkeit, ihn auch zu Hause zu verwenden, machen ihn zu einem wertvollen Bestandteil der natürlichen Hausapotheke. Mit dem nötigen Wissen und Respekt vor der Natur kann der Flieder eine Quelle der Schönheit und der Heilung sein. Genießen Sie seine Anwesenheit und seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, aber vergessen Sie nicht, beim Sammeln vorsichtig zu sein.
Inhaltsstoffe:
- ätherische Öle
- Anisaldehyde
- Alpha-Pinene
- Bitterstoffe
- Farnesol
- Syringin
- Phenolcarbonsäure
- Flavonoide
- Triterpene
- Iridoide
- Saponine
- Anthocyane
- Gerbstoffe
Heilwirkungen:
- antioxidativ
- entzündungshemmend
- antiviral
- fiebersenkend
- beruhigend
- verdauungsfördernd
- hautpflegend
- stressreduzierend
Anwendungsgebiete:
- Verdauungsproblemen (Blähungen, Durchfall)
- Gicht
- Rheuma
- Fieber
- Hautirritationen und -entzündungen
- Stress und Unruhe
- leichte Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- rheumatische Beschwerden
Auch in der Gemmotherapie findet Flieder Einsatz. Wir haben ihn in unserem Allergie-Spray gerade wieder fleißig im Einsatz.
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Tanja
11. April 2024Unglaublich! Das wusste ich bis jetzt nicht, das der duftende Frühlingsflieder heilkräftig ist. War der Meinung, alle Fliederarten sind giftig.
Aber dank Euch durfte ich wieder dazu lernen.
Sonja M. Bart
11. April 2024Sehr gerne 🙂
Helga Jansche
21. Mai 2023kann man jeden flieder verwenden?
Sonja M. Bart
22. Mai 2023Nein, wie im Beitrag beschrieben, nur Syringa vulgaris. Der Sommer- bzw. Schmetterlingsflieder ist giftig und darf nicht verwendet werden.