Conium maculatum
Der Gefleckte Schierling ist eine Pflanze, die durch ihre unscheinbare Schönheit besticht, aber gleichzeitig eine der giftigsten Pflanzen in Europa darstellt. In der Geschichte hat sie eine tragische Rolle gespielt und auch heute ist sie nicht weniger gefährlich. Wenn Du beim nächsten Spaziergang oder bei der Wildkräutersuche auf eine Pflanze mit markanten weißen Doldenblüten und gefleckten Stängeln stößt, solltest Du besonders wachsam sein – es könnte sich um den gefährlichen Gefleckten Schierling handeln.
Wo wächst der Gefleckte Schierling?
Der Gefleckte Schierling ist in ganz Europa heimisch und hat sich mittlerweile auch in anderen Teilen der Welt, wie Nordamerika, verbreitet. Du findest ihn häufig an Wegrändern, auf Brachflächen, an Flussufern und in Gräben. Er bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und wächst oft in der Nähe von menschlichen Siedlungen. Dabei kann die Pflanze bis zu 2 Meter hoch werden und bildet dichte Bestände.
So erkennst Du den Gefleckten Schierling
Der Gefleckte Schierling ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr nur eine Blattrosette bildet und im zweiten Jahr in die Höhe schießt. Die Stängel sind hohl und weisen auffällige rötlich-braune Flecken auf, was der Pflanze ihren Namen verleiht. Die Blätter sind fein gefiedert und erinnern an Petersilie, was die Gefahr der Verwechslung erhöht. Die Blüten erscheinen von Juni bis August und stehen in großen, weißen Dolden. Ein charakteristisches Merkmal ist der unangenehme, mausartige Geruch, den die Pflanze verströmt, insbesondere wenn die Blätter zerrieben werden.
Inhaltsstoffe und giftige Wirkung
Der Gefleckte Schierling enthält eine Reihe hochgiftiger Alkaloide, darunter Coniin, Pseudoconhydrin, Methylconiin und Conhydrin. Coniin ist das Hauptgift und wirkt neurotoxisch, indem es die Übertragung von Nervenimpulsen blockiert. Schon kleinste Mengen dieser Alkaloide können schwere Vergiftungen hervorrufen. Die Symptome treten meist innerhalb von 30 Minuten nach der Einnahme auf und umfassen Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Zittern, erweiterte Pupillen, Atemnot und schließlich Atemlähmung, die tödlich enden kann.
Bereits 0,5 bis 1 Gramm Coniin können für einen Erwachsenen tödlich sein, was dem Verzehr von nur wenigen Blättern oder Samen entspricht. Es gibt keine spezifische Gegenmaßnahme bei einer Schierlingsvergiftung, die Behandlung beschränkt sich auf die Unterstützung der Atmung und die Linderung der Symptome, bis das Gift abgebaut ist.
Heilwirkungen und historische Anwendung
Trotz seiner extremen Giftigkeit wurde der Gefleckte Schierling in der Geschichte als Arzneipflanze genutzt. In der Antike verwendeten Ärzte wie Hippokrates ihn zur Linderung von Schmerzen und zur Beruhigung von Krämpfen. Auch in der europäischen Volksmedizin fand der Schierling Anwendung, jedoch immer unter strenger Dosierung, um die toxischen Wirkungen zu vermeiden.
Heutzutage wird von der Nutzung des Gefleckten Schierlings strikt abgeraten. Die Gefahr einer Verwechslung oder Überdosierung überwiegt bei Weitem die möglichen heilenden Effekte. Wir raten daher ausdrücklich von einer Eigenmedikation ab!
Vorsicht vor Verwechslungen
Eine der größten Gefahren des Gefleckten Schierlings besteht in seiner Ähnlichkeit mit essbaren Pflanzen wie der Wilden Möhre, dem Wiesenkerbel oder dem Fenchel. Diese Pflanzen gehören ebenfalls zur Familie der Doldenblütler und haben ähnliche Blütenstände und Blätter. Besonders gefährlich ist die Verwechslung der Blätter mit denen der Petersilie oder der Wurzel mit der Pastinake.
Um sicherzugehen, solltest Du auf die charakteristischen Merkmale achten: Die gefleckten, hohlen Stängel und der unangenehme Geruch sind deutliche Hinweise. Auch die Höhe der Pflanze (oft über 1 Meter) und die Zeit der Blüte können zur Identifizierung beitragen.
Rolle in der Umwelt
Der Gefleckte Schierling spielt eine besondere Rolle in seinem Ökosystem. Als invasive Art kann er in bestimmten Gebieten andere Pflanzen verdrängen und dadurch die Artenvielfalt beeinträchtigen. Gleichzeitig bietet er einigen Insektenarten eine Nahrungsquelle, obwohl die meisten Tiere die Pflanze aufgrund ihrer Giftigkeit meiden.
Erste Hilfe bei Vergiftungen
Solltest Du oder jemand in Deiner Nähe den Verdacht haben, sich mit Geflecktem Schierling vergiftet zu haben, ist schnelles Handeln entscheidend. Unverzüglich sollte ein Notruf abgesetzt und der Rettungsdienst informiert werden. Bis professionelle Hilfe eintrifft, können Aktivkohlepräparate helfen, das Gift im Magen zu binden. Auf keinen Fall sollte Erbrechen herbeigeführt werden, da dies die Aufnahme des Gifts beschleunigen kann.
Historische Bedeutung und Nutzung
Der Gefleckte Schierling hat eine dunkle Geschichte. Am bekanntesten ist seine Verwendung im antiken Griechenland als Hinrichtungsgift. Das wohl berühmteste Opfer war der Philosoph Sokrates, der im Jahr 399 v. Chr. gezwungen wurde, den tödlichen Schierlingsbecher zu trinken. Sein Tod durch die fortschreitende Lähmung des Körpers ist bis heute ein Symbol für die Macht dieses Giftes.
Finger weg vom Gefleckten Schierling!
Der Gefleckte Schierling ist eine Pflanze, die Du um jeden Preis meiden solltest. Trotz ihrer historischen Bedeutung und ihrer einstigen Verwendung in der Medizin überwiegt das Risiko ihrer extremen Giftigkeit. Ob beim Sammeln von Wildkräutern oder beim Spaziergang durch die Natur – sei wachsam und halte Dich von dieser Pflanze fern. Die einzige sichere Anwendungsregel lautet: Finger weg!
Durch dieses Wissen kannst Du Dich und andere schützen und sicherstellen, dass der Gefleckte Schierling keine Chance bekommt, seine tödliche Wirkung zu entfalten.
Inhaltsstoffe:
- Coniin
- Pseudoconhydrin
- Methylconiin
- Conhydrin
- Conicein
- Conhydrine
- γ-Conicein
- N-Methylconiin
Heilwirkungen:
- schmerzstillend
- krampflösend
- beruhigend
Anwendungsgebiete:
- Behandlung von Schmerzen
- Linderung von Krämpfen
- Beruhigungsmittel
- Behandlung von Tumorschmerzen (historisch)
Wir raten ausdrücklich von der Nutzung ab!
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