Afrikanische Teufelskralle Heilpflanzenportrait

Afrikanische Teufelskralle Heilpflanzenportrait

Harpagophytum procumbens

Manche Pflanzen haben einen Namen, der sofort hängen bleibt. Die Teufelskralle zum Beispiel klingt nach einem gefährlichen Wüstenwesen, das lieber in Ruhe gelassen werden will. Doch hinter diesem Namen steckt ein stiller, zäher Heiler: Harpagophytum procumbens, ein Gewächs aus den sandigen Ebenen Namibias und Botswanas, das seit Jahrhunderten gegen Schmerzen und Entzündungen eingesetzt wird.

Wenn man die Pflanze in der Natur sieht, wirkt sie unscheinbar. Flach über den Boden kriechend, mit graugrünen Blättern und bizarren, hakenförmigen Früchten, die sich an vorbeiziehende Tiere klammern. Diese Haken sind der Grund für ihren Namen – und gleichzeitig ihr Trick, um sich zu verbreiten. Doch die eigentliche Kraft liegt tiefer: in ihren dicken, knollenartigen Wurzeln, die sich in den Boden graben wie ein Speicher für das Leben selbst.

Die San, ein indigenes Volk im südlichen Afrika, nutzen diese Wurzeln seit langer Zeit als natürliches Schmerzmittel und Fiebersenker. Sie kochten daraus kräftige Suds, um Schmerzen, Fieber oder Verdauungsbeschwerden zu lindern. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte die Pflanze nach Europa, und seither hat sie hier ihren festen Platz in der Phytotherapie gefunden – vor allem bei chronischen Rücken- und Gelenkschmerzen.

Die stille Wirkweise

Teufelskralle ist eine jener Pflanzen, die nicht laut wirken. Ihre Inhaltsstoffe – vor allem das Iridoidglykosid Harpagosid – entfalten ihre Kraft langsam, aber stetig. Forschende haben gezeigt, dass Harpagosid Entzündungsbotenstoffe wie Prostaglandine hemmt und so den Schmerz verringert. Es wirkt antioxidativ, schützt Knorpelzellen und scheint über den NF-κB-Signalweg auch tiefer in die Entzündungsprozesse des Körpers einzugreifen.

Das Besondere an ihr ist ihre Langsamkeit: Während synthetische Schmerzmittel schnell, aber kurz wirken, baut sich die Wirkung der Teufelskralle über Wochen auf. Wer sie regelmäßig einnimmt, bemerkt meist nach zwei bis drei Wochen, dass sich Bewegungen leichter anfühlen und der morgendliche Anlaufschmerz nachlässt.

Gelenke, Muskeln, Rücken – wo sie hilft

Ihr Hauptanwendungsgebiet liegt beim Bewegungsapparat. Besonders Menschen mit Arthrose, chronischen Rückenschmerzen oder Sehnenentzündungen profitieren von ihr. Auch bei rheumatischen Beschwerden, Schleimbeutelentzündungen oder allgemeinen Muskelverspannungen kann sie unterstützend wirken.

Viele Studien, unter anderem aus Deutschland und Südafrika, bestätigen eine deutliche Schmerzlinderung und bessere Beweglichkeit. In manchen Fällen konnten Patient:innen dadurch sogar ihre Dosis an klassischen Schmerzmitteln reduzieren – ein wichtiger Vorteil bei Langzeitbeschwerden, bei denen Magen und Leber ohnehin schon genug mitmachen müssen.

Manchmal wird Teufelskralle auch bei Verdauungsproblemen oder Appetitlosigkeit eingesetzt, weil sie die Gallenproduktion anregt. Das ist allerdings eher ein Nebeneffekt, der nicht bei allen willkommen ist. Menschen mit Gallensteinen sollten sie daher meiden.

Anwendung und Zubereitung

In der Praxis ist Teufelskralle vielseitig. Sie kann als Tee, Extrakt, Tinktur oder Salbe angewendet werden. Entscheidend ist nicht die Darreichungsform, sondern die Qualität des Extrakts – insbesondere der Gehalt an Harpagosid.

Ein Tee aus der getrockneten Wurzel ist angenehm bitter und regt zusätzlich die Verdauung an. Für einen wirksamen Aufguss übergießt man zwei Teelöffel der Wurzel mit kaltem Wasser, bringt sie zum Kochen und lässt sie etwa acht Minuten ziehen. Wer den Geschmack als zu herb empfindet, kann etwas Süßholzwurzel oder Orangenschale dazugeben.

Viele greifen lieber zu standardisierten Extrakten in Kapselform, weil sich damit die Dosierung leichter einhalten lässt. Studien zeigen, dass Tagesdosen zwischen 600 und 1200 Milligramm Extrakt wirksam sind. Salben und Gele mit Teufelskralle können zusätzlich äußerlich angewendet werden – etwa an schmerzenden Knien oder im unteren Rücken. Besonders wohltuend ist die Kombination aus innerlicher Einnahme und äußerlicher Anwendung.

Gute Kräuterfreundschaften

Teufelskralle spielt nicht gern allein. Zusammen mit anderen Heilpflanzen entfaltet sie oft eine harmonische, verstärkte Wirkung. In der Phytotherapie wird sie häufig mit Weidenrinde, Brennnessel oder Beinwell kombiniert. Weidenrinde wirkt ebenfalls entzündungshemmend, Brennnessel unterstützt die Ausleitung von Stoffwechselprodukten und Beinwell fördert die Regeneration von Muskeln und Sehnen.

Wer mag, kann sich einen Gelenkwohl-Tee mischen, der diese Pflanzen vereint: zu gleichen Teilen Teufelskralle, Weidenrinde und Brennnessel. Zwei Teelöffel davon auf eine Tasse heißes Wasser, zehn Minuten ziehen lassen – das schmeckt nicht nur erdig und kräftig, sondern wärmt auch von innen.

Forschung, die Hoffnung macht

Teufelskralle ist kein esoterisches Wundermittel, sondern eine gut untersuchte Arzneipflanze. Systematische Reviews – etwa aus der Cochrane Database oder dem Fachjournal Phytomedicine – zeigen, dass standardisierte Extrakte Schmerzen bei Arthrose und chronischem Rückenschmerz messbar lindern können. Die Effekte sind moderat, aber klinisch relevant, vor allem wenn man die gute Verträglichkeit berücksichtigt.

Besonders spannend ist, dass Forschende mittlerweile prüfen, ob Harpagosid sogar knorpelschützende Eigenschaften besitzt. Sollte sich das bestätigen, könnte die Teufelskralle langfristig nicht nur Symptome lindern, sondern auch den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.

Wenn die Wüste zu stark wirkt – mögliche Nebenwirkungen

Auch eine Wüstenpflanze hat ihre Grenzen. Menschen mit empfindlichem Magen sollten Teufelskralle vorsichtig dosieren, da sie bei manchen Magenreizungen oder Durchfall verursachen kann. Bei Gallensteinen oder akuten Magengeschwüren ist sie kontraindiziert. Wer blutverdünnende Medikamente nimmt, sollte die Einnahme mit seiner Ärztin oder seinem Arzt absprechen.

In der Schwangerschaft und Stillzeit wird sie nicht empfohlen, da hierzu keine ausreichenden Daten vorliegen.

Ein kleiner Selbstversuch

Wenn Du Teufelskralle ausprobierst, lohnt sich ein kleines Experiment: Beobachte Dich selbst über mehrere Wochen. Notiere täglich, wie sich Deine Beweglichkeit, Schmerzen oder Schlafqualität verändern. So lernst Du, den Verlauf bewusst wahrzunehmen – und erkennst, ob die Pflanze bei Dir wirklich greift.

Pflanzliche Heilung braucht Zeit und Geduld. Aber wer sie ihr gibt, wird oft mit einer sanften, nachhaltigen Wirkung belohnt.

Ein Hauch von Namibia im Alltag

Manchmal denke ich, die Teufelskralle ist wie die Wüste, aus der sie kommt – unscheinbar, trocken, still. Doch in dieser Stille steckt Kraft. Sie heilt nicht spektakulär, sondern mit Ausdauer. Sie erinnert uns daran, dass Regeneration etwas ist, das wächst, nicht erzwungen werden kann.

Vielleicht ist das ihr eigentliches Geschenk: uns wieder in Kontakt zu bringen mit der Langsamkeit des Körpers und dem Vertrauen, dass Schmerz nicht immer Kampf bedeuten muss, sondern manchmal einfach nur Zeit.

Inhaltsstoffe:

  • Harpagosid
  • Procumbid
  • Harpagid
  • Acteosid (Verbascosid)
  • Flavonoide
  • Phenolglykoside
  • Chlorogensäure
  • Caffeoylquininsäuren
  • Triterpene
  • Phytosterine
  • Zucker
  • Bitterstoffe
  • Calcium
  • Magnesium
  • Kalium

Heilwirkungen:

  • entzündungshemmend
  • schmerzlindernd
  • abschwellend
  • antioxidativ
  • knorpelschützend
  • Gelenkbeweglichkeit fördernd
  • verdauungsanregend
  • appetitanregend
  • muskelentspannend

Anwendungsgebiete:

  • Arthrose
  • Rheuma
  • Chronische Rückenschmerzen
  • Sehnenentzündungen
  • Schleimbeutelentzündungen
  • Muskelschmerzen und Verspannungen
  • Gelenkentzündungen
  • Gicht
  • Appetitlosigkeit
  • Verdauungsbeschwerden
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