Gewöhnlicher Andorn Heilpflanzenportrait

Gewöhnlicher Andorn Heilpflanzenportrait

Marrubium vulgare

Wenn Du auf der Suche nach einer Heilpflanze bist, die seit Jahrhunderten geschätzt wird und vielseitige Anwendung findet, dann solltest Du den Gewöhnlichen Andorn (Marrubium vulgare) genauer unter die Lupe nehmen. Diese robuste Pflanze ist nicht nur ein beeindruckendes Mitglied der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), sondern wurde auch zur „Arzneipflanze des Jahres 2018“ gekürt. Im folgenden Artikel erfährst Du alles Wissenswerte über den Gewöhnlichen Andorn, von seinem natürlichen Lebensraum über seine Inhaltsstoffe und Heilwirkungen bis hin zu Tipps zum Sammeln, zur richtigen Dosierung und historischen Anekdoten.

Wo kommt der Gewöhnliche Andorn vor?

Der Gewöhnliche Andorn ist in weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Asiens heimisch. Besonders gut gedeiht er in sonnigen, trockenen Lagen, wie sie in lichten Wäldern, an Wegrändern oder auf Schuttplätzen zu finden sind. Auch auf Brachflächen und in Weinbergen kannst Du ihm begegnen. In Deutschland ist er zwar seltener geworden, doch in kalkreichen Böden mit guter Drainage kannst Du ihn noch entdecken.

Wie erkennt man den Gewöhnlichen Andorn?

Der Gewöhnliche Andorn ist eine mehrjährige Pflanze, die eine Höhe von etwa 30 bis 80 cm erreicht. Auffällig sind seine weißen bis blassrosa Blüten, die sich von Juni bis August in Quirlen an den Stängeln zeigen. Die Blätter sind rundlich bis oval, gezähnt und von einer samtigen Behaarung überzogen, was ihnen ein graugrünes Aussehen verleiht. Der Geruch der Pflanze ist eher unscheinbar, leicht bitter und erinnert an andere Lippenblütler wie Salbei oder Minze.

Inhaltsstoffe und Heilwirkungen

Die Heilkraft des Gewöhnlichen Andornes beruht auf einer Vielzahl von Inhaltsstoffen. Besonders erwähnenswert sind:

  • Bitterstoffe (Marrubiin): Sie fördern die Verdauung und unterstützen die Galleproduktion.
  • Ätherische Öle: Diese wirken antimikrobiell und entzündungshemmend.
  • Flavonoide: Sie haben antioxidative Eigenschaften und unterstützen das Immunsystem.
  • Gerbstoffe: Sie helfen bei der Wundheilung und haben adstringierende Eigenschaften.

Dank dieser Inhaltsstoffe hat der Andorn eine breite Palette an Heilwirkungen. Er wird traditionell zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, wie Bronchitis und Husten, eingesetzt, da er schleimlösend und hustenstillend wirkt. Auch bei Verdauungsbeschwerden, Leber- und Gallenleiden kommt er zur Anwendung. Darüber hinaus fördert er den Appetit und kann bei allgemeiner Schwäche und Erschöpfung unterstützend wirken.

Anwendungsgebiete, Dosierung und Langzeitanwendung

Die häufigste Anwendung des Andorns ist der Tee, der aus den getrockneten Blättern und Blüten hergestellt wird. Für einen solchen Tee übergießt Du ein bis zwei Teelöffel der getrockneten Pflanzenteile mit heißem Wasser und lässt den Aufguss etwa zehn Minuten ziehen. Der Tee schmeckt bitter, kann aber mit Honig gesüßt werden, um den Geschmack zu mildern. Besonders bei Husten oder Verdauungsbeschwerden kann dieser Tee wahre Wunder wirken.

Dosierung: Es wird empfohlen, zwei- bis dreimal täglich eine Tasse Andorn-Tee zu trinken. Die Kur sollte jedoch nicht länger als vier bis sechs Wochen am Stück durchgeführt werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Nach einer solchen Kur solltest Du eine Pause von mindestens zwei Wochen einlegen.

Auch Andorn-Sirup ist ein traditionelles Heilmittel, besonders bei hartnäckigem Husten. Du kannst ihn leicht selbst herstellen, indem Du frischen Andorn mit Zucker und Wasser langsam einkochst und dann absiebst. Der Sirup wird löffelweise eingenommen und hilft, den Husten zu lindern.

Langzeitanwendung: Obwohl Andorn als relativ sicher gilt, sollte er nicht über längere Zeiträume hinweg ohne Pausen angewendet werden. Eine dauerhafte Einnahme kann aufgrund der Bitterstoffe zu Magenreizungen führen. Zudem sollten Schwangere, Stillende und Menschen mit Magen-Darm-Geschwüren auf die Einnahme verzichten oder vorher Rücksprache mit einem Arzt halten.

Vorsicht beim Sammeln und mögliche Doppelgänger

Wenn Du planst, Andorn selbst zu sammeln, solltest Du einige wichtige Dinge beachten. Die Pflanze wächst vorzugsweise auf kalkreichen Böden, also suche in entsprechenden Gebieten. Achte darauf, nur an sauberen Orten zu sammeln, da die Pflanze Schwermetalle aus belasteten Böden aufnehmen kann.

Verwechsle den Gewöhnlichen Andorn nicht mit anderen Lippenblütlern! Ein möglicher Doppelgänger ist der Weiße Andorn (Marrubium candidissimum), der jedoch durch seine deutlich weißer behaarten Blätter auffällt. Eine sichere Bestimmung ist besonders wichtig, da einige ähnliche Pflanzenarten keine heilende Wirkung haben oder sogar leicht giftig sein können.

Nachhaltigkeit beim Sammeln: Sammle nur so viel, wie Du wirklich benötigst, und schneide die Pflanze nicht zu tief ab, um ihr die Chance zu geben, wieder auszutreiben. Respektiere die Natur und hinterlasse genügend Pflanzen, damit die Bestände erhalten bleiben.

Historische Bedeutung und Nutzung

Schon in der Antike wurde der Gewöhnliche Andorn als Heilpflanze geschätzt. Der berühmte griechische Arzt Dioskurides erwähnte ihn in seinem Werk „De Materia Medica“ als Mittel gegen Atemwegserkrankungen und Verdauungsbeschwerden. Auch im Mittelalter war der Andorn in Klostergärten weit verbreitet und wurde in verschiedenen Kräuterbüchern lobend erwähnt.

Eine interessante historische Anekdote: Im Mittelalter galt Andorn als wichtiger Bestandteil des sogenannten „Neunstärke-Tranks“, einem traditionellen Heiltrunk, der gegen verschiedenste Beschwerden eingesetzt wurde. Auch in der Volksmedizin der Alpenländer wurde der Andorn für seine heilenden Eigenschaften geschätzt.

Seine historische Bedeutung zeigt sich auch darin, dass er 2018 zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt wurde. Diese Auszeichnung hebt die jahrhundertelange Nutzung und die wissenschaftlich bestätigte Heilwirkung des Andorns hervor.

Der Gewöhnliche Andorn ist eine Pflanze mit großer Tradition und vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten. Ob als Tee, Sirup oder Bestandteil von Heilmitteln – seine Wirkung auf die Atemwege und den Verdauungstrakt ist unbestritten. Wenn Du Dich auf die Suche nach dieser Heilpflanze machst, achte auf die richtige Bestimmung, sammle nachhaltig und genieße die Vorteile, die Dir die Natur bietet. Der Andorn ist ein echtes Naturwunder, das es verdient, auch heute noch Beachtung zu finden.

Inhaltsstoffe:

  • Bitterstoffe (Marrubiin)
  • ätherische Öle
  • Flavonoide
  • Gerbstoffe
  • Harze
  • Saponine
  • Triterpene
  • Schleimstoffe
  • Diterpene
  • Phenolcarbonsäuren
  • Phytosterine
  • Cumarine

Heilwirkungen:

  • schleimlösend
  • hustenstillend
  • verdauungsfördernd
  • galleflussanregend
  • entzündungshemmend
  • antimikrobiell
  • appetitanregend
  • wundheilungsfördernd
  • antioxidativ
  • adstringierend

Anwendungsgebiete:

  • Atemwegserkrankungen (z.B. Bronchitis, Husten)
  • Verdauungsbeschwerden
  • Leber- und Gallenbeschwerden
  • Appetitlosigkeit
  • Schwächezustände
  • Erkältungskrankheiten
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Wundheilung
  • Entzündungen im Mund- und Rachenraum
  • Unterstützung der Immunabwehr
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